Feuervögel startbereit

Originaltitel: Thunderbirds Are Go
Darsteller: Sylvia Anderson, Ray Barrett, Alexander Davion
Regie: Davide Lane
GB 1966 / D 1967

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Der Film „Feuervögel startbereit“ verwendet eine für die 1960er Jahre revolutionäre und stilprägende Technik: die Supermarionation. Es ist eine Kombination aus den Wörtern „Super“, „Marionette“ und „Animation“.

1. Der Aufbau der Puppen: Mehr als nur Holz und Fäden

Das Herzstück der Technik waren die Puppen selbst. Anders als bei einfachen Marionetten waren sie hochkomplexe technische Meisterwerke:

  • Der Kopf: Der Kopf war im Verhältnis zum Körper bewusst überdimensioniert. Das hatte einen entscheidenden Grund: Er musste die wichtigste Elektronik beherbergen. Im Inneren des Kopfes befand sich ein Solenoid, ein kleiner Elektromagnet.
  • Synchronisierte Lippenbewegung: Die Audiospuren mit den Dialogen der Charaktere wurden immer vor den Dreharbeiten aufgenommen. Ein elektronischer Impuls aus der Tonaufnahme wurde dann an das Solenoid im Puppenkopf gesendet. Dieser Impuls aktivierte den Elektromagneten, der wiederum den Unterkiefer der Puppe exakt im Takt der Sprache nach unten zog. So entstand die für die damalige Zeit verblüffend realistische Illusion, dass die Puppen wirklich sprechen.
  • Bewegliche Augen: Die Augen konnten ebenfalls bewegt werden, meist über eine Funksteuerung, was den Puppen zusätzlich Leben einhauchte. Für Nahaufnahmen gab es sogar verschiedene Köpfe mit unterschiedlichen Gesichtsausdrücken (z.B. ein lächelnder oder ein besorgter Kopf).
  • Materialien: Die Körper bestanden oft aus einem leichten Materialmix, während die Köpfe aus härteren Verbundstoffen wie Fiberglas gefertigt wurden, um die Mechanik zu schützen. Die detailreichen Kostüme wurden von Hand geschneidert.

2. Die Steuerung: Fast unsichtbare Drähte

Die Bewegung der Puppen (Laufen, Armbewegungen etc.) erfolgte klassisch über Fäden. Aber auch hier gab es eine entscheidende Weiterentwicklung:

  • Hauchdünne Wolframdrähte: Anstelle von dicken, gut sichtbaren Schnüren verwendeten die Puppenspieler extrem dünne, aber sehr stabile Drähte aus Wolfram. Diese waren nur 0,005 bis 0,008 mm dick.
  • Schwarzfärbung und Puder: Um sie vor der Kamera praktisch unsichtbar zu machen, wurden die Drähte geschwärzt und oft zusätzlich mit farbigem Puder bestäubt, um sie an die jeweilige Hintergrundfarbe (z.B. blauer Himmel, graue Wand) anzupassen. Die Puppenspieler standen dabei auf einer erhöhten Brücke über dem Set.

3. Die Illusion der Realität: Detailverliebte Sets und Spezialeffekte

Das Zusammenspiel von Puppen und Steuerung war nur die halbe Miete. Die perfekte Illusion entstand erst durch die Umgebung und die legendären Spezialeffekte unter der Leitung von Derek Meddings (der später für James-Bond-Filme und Superman arbeitete):

  • Miniatur-Welten: Die Sets waren extrem detaillierte und aufwendig gebaute Miniaturlandschaften. Ob das Innere der Thunderbird-Raketen oder explodierende Gebäude – alles wurde im passenden Maßstab nachgebaut.
  • Explosionen und Rauch: Für die berühmten Explosionen wurden spezielle pyrotechnische Mischungen und schnell brennende Substanzen verwendet, um die Explosionen im Miniaturmaßstab wuchtig und realistisch aussehen zu lassen.
  • Wasser- und Flugszenen: Flugszenen wurden oft mit Modellen realisiert, die an Drähten vor einer rückwärts ablaufenden Himmels-Projektion gefilmt wurden („Rolling Sky“). Für Unterwasserszenen wurden schmale Aquarien vor die Kamera gestellt, in denen sich echte Fische befanden, um Tiefe zu erzeugen, während die Modelle dahinter an Drähten „schwammen“.

Supermarionation ist das perfekte Zusammenspiel aus fortschrittlicher Puppen-Elektronik, filigraner Marionetten-Steuerung und wegweisenden Miniatur-Spezialeffekten. Genau diese Kombination verleiht „Thunderbirds Are Go“ auch heute noch seinen einzigartigen und faszinierenden Charme.

Die Supermarionation-Technik war das Markenzeichen des britischen Produzenten-Ehepaars Gerry und Sylvia Anderson. Sie haben diese Technik über die Jahre weiterentwickelt und in einer ganzen Reihe von Kult-Fernsehserien und weiteren Filmen eingesetzt.

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