„Frankensteins Rache“ (Originaltitel: The Revenge of Frankenstein) aus dem Jahr 1958 wurde in Deutschland auch unter dem alternativen Titel „Ich bin Frankenstein“ gezeigt, was auf einen der Schlüsseldialoge des Films anspielt. Dieser Film, eine Produktion der legendären britischen Hammer-Studios, ist nicht nur eine einfache Fortsetzung, sondern in vielerlei Hinsicht ein besonderes und prägendes Werk des Horrorkinos.
Das herausragende Merkmal des Films ist die radikale Neuausrichtung der Frankenstein-Figur, meisterhaft verkörpert durch Peter Cushing. Während frühere Verfilmungen oft das Monster in den Mittelpunkt stellten, ist hier der Baron selbst das wahre Monster – und der unangefochtene Star.
Im Gegensatz zum ersten Hammer-Film, „Frankensteins Fluch“, beginnt diese Fortsetzung damit, dass Baron Frankenstein seiner Hinrichtung durch die Guillotine entkommt. Er taucht unter dem Namen Dr. Stein in einem deutschen Städtchen unter und baut sich eine neue Existenz auf – als angesehener Arzt für die Reichen und heimlicher Wohltäter für ein Armenkrankenhaus. Diese Fassade nutzt er jedoch eiskalt aus, um an „Material“ für seine neuen Experimente zu gelangen. Der Film etabliert Frankenstein als einen brillanten, charmanten, aber durch und durch rücksichtslosen und soziopathischen Anti-Helden. Man fiebert mit ihm mit, obwohl man seine moralische Verdorbenheit erkennt.
Peter Cushing spielt den Baron nicht als irren Wissenschaftler, sondern als rationalen, überlegenen Geist, der moralische Grenzen als lästige Hindernisse für den Fortschritt betrachtet. Seine präzise, fast chirurgische Schauspielweise macht die Figur gleichzeitig faszinierend und abstoßend.
Das Drehbuch von Jimmy Sangster ist clever und voller schwarzem Humor. Statt ein weiteres plumpes Monster zu erschaffen, ist Frankensteins Ziel nun die Perfektion: Er will das Gehirn seines verkrüppelten Assistenten Karl in einen neuen, makellosen Körper verpflanzen. Das Experiment gelingt zunächst, doch die neue Kreatur (gespielt von Michael Gwynn) entwickelt nach einer Hirnverletzung kannibalistische Züge und eine tragische, animalische Regression.
Das Ende von „Frankensteins Rache“ ist für die damalige Zeit revolutionär und prägte die gesamte weitere Hammer-Reihe. Als Frankenstein von seinen eigenen Patienten zu Tode geprügelt wird, führt sein treuer Assistent den letzten, ultimativen Plan aus: Er verpflanzt das Gehirn des Barons in einen neuen, unversehrten Körper. In der Schlussszene sehen wir einen blendend aussehenden Frankenstein (nun unter dem Namen Dr. Franck) in London eine neue Praxis eröffnen. Dieser Twist machte den Baron unsterblich und ermöglichte zahlreiche Fortsetzungen – Frankenstein wurde zu seinem eigenen Monster.
Unter der Regie von Terence Fisher entfaltet der Film die typische Hammer Atmosphäre: prächtige, gotische Kulissen, leuchtende Farben (besonders das „Hammer-Blut“) und eine dichte, unheilvolle Stimmung, die mehr auf psychologischen Horror und Andeutungen setzt als auf explizite Gewaltdarstellung. Eine Szene, in der ein Gehirn in ein Glasgefäß fallen gelassen wird, war für das damalige Publikum jedoch ein regelrechter Schock.