Let It Be (The Beatles)

Darsteller: The Beatles, John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Ringo Starr
Regie: Michael Lindsay-Hogg
USA 1970 / D 1970

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Der Film „Let it be“ ist weit mehr als nur eine Musikdokumentation. Er ist ein intimes und oft schmerzhaftes Zeugnis vom Ende der größten Band der Welt.
Die ursprüngliche Idee von Paul McCartney war optimistisch. Nach den komplexen und studiotechnisch aufwendigen Alben „Sgt. Pepper“ und „The White Album“ wollte er die Band zu ihren Wurzeln zurückführen. Das Projekt, das anfangs „Get Back“ hieß, sollte die Beatles dabei zeigen, wie sie neue Songs für ein Live-Konzert proben. Das Ganze war als TV-Special geplant, das die ehrliche, gemeinsame Arbeit der Band dokumentieren sollte.

Die Dreharbeiten begannen im Januar 1969 in den riesigen und kalten Twickenham Film Studios in London. Die Musiker fühlten sich unwohl, mussten sich an die frühen Drehzeiten des Filmteams anpassen und standen unter ständiger Beobachtung der Kameras. Die sterile Umgebung trug massiv zur ohnehin schon angespannten Stimmung bei und erstickte die kreative Energie, anstatt sie zu fördern.

Der Film dokumentiert schonungslos die wachsenden Spannungen innerhalb der Band. Eine der bekanntesten Szenen zeigt einen passiv-aggressiven Streit zwischen Paul McCartney und George Harrison über ein Gitarrensolo. Die ständige Bevormundung durch Paul, die Desinteresse von John Lennon (der oft nur mit Yoko Ono kommunizierte) und die generelle Frustration führten dazu, dass George Harrison am 10. Januar 1969 die Band kurzzeitig verließ. Er kehrte erst unter der Bedingung zurück, dass die Idee eines großen Live-Konzerts verworfen und die Aufnahmen in ihr eigenes, gemütlicheres Apple Studio verlegt werden.

Nach dem Umzug ins Apple Studio lud George Harrison den amerikanischen Keyboarder Billy Preston zu den Sessions ein. Seine Anwesenheit hatte eine sofortige, positive Wirkung auf die Atmosphäre. Als talentierter und respektierter Musiker von außerhalb sorgte er dafür, dass sich die Beatles wieder zusammenrissen und professioneller arbeiteten. Die musikalische Chemie stimmte, und seine Beiträge auf dem E-Piano und der Orgel sind auf vielen Songs des Albums prominent zu hören. Er wurde für seine Mitwirkung sogar auf den Singles „Get Back“ und „Don’t Let Me Down“ offiziell als Künstler genannt – eine seltene Ehre.

Da die Idee eines großen Konzerts vom Tisch war, musste ein Abschluss für den Film gefunden werden. Die spontane Idee war, ein unangekündigtes Konzert auf dem Dach des Apple-Hauptquartiers in der Savile Row 3 in London zu geben. Am 30. Januar 1969 spielten die Beatles bei eisigem Wind 42 Minuten lang, bis die Polizei wegen Lärmbelästigung einschritt und den Auftritt beendete. Dieses Konzert war der letzte öffentliche Live-Auftritt der Beatles und wurde zu einem legendärem Moment der Musikgeschichte. Anekdoten zufolge hofften einige der Beatles sogar darauf, von der Polizei verhaftet zu werden, da dies ein spektakuläres Filmende abgegeben hätte.

Als der Film im Mai 1970 veröffentlicht wurde, hatten sich die Beatles bereits offiziell getrennt. Keiner der vier besuchte die Premiere. Der Film, der als Dokument des Zerfalls galt, gewann 1971 einen Oscar für die beste Filmmusik. Quincy Jones nahm den Preis im Namen der Band entgegen. Wegen seiner negativen Darstellung und der schmerzhaften Erinnerungen für die Bandmitglieder wurde „Let It Be“ nach den ersten Video-Veröffentlichungen in den frühen 80ern für über 40 Jahre aus dem Verkehr gezogen und entwickelte sich zu einem „verlorenen“ Film.

Peter Jacksons erstellte 2021 aus dem gesamten 56-stündigen Originalmaterial von „Let It Be“ eine fast achtstündige Doku-Serie „The Beatles: Get Back“. Sie zeigt, dass die Sessions nicht nur von Streit geprägt waren, sondern auch von viel Humor, brüderlicher Zuneigung und kreativer Genialität. Im Kontext von Jacksons Serie wurde der ursprüngliche Film „Let It Be“ 2024 schließlich restauriert und auf Disney+ wiederveröffentlicht.

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