Michelangelo Antonionis „Zabriskie Point“ aus dem Jahr 1970 ist ein Porträt der Gegenkultur der späten 1960er Jahre und zeigt den Zeitgeist einer Generation im Umbruch. Bis heute ist er ein faszinierendes und vieldiskutiertes Werk der Filmgeschichte.
Im Kern erzählt „Zabriskie Point“ die lose verbundene Geschichte zweier junger Menschen: Mark, ein radikaler Student, der nach einer gewalttätigen Demonstration in Los Angeles ein Kleinflugzeug stiehlt, und Daria, eine junge Frau, die für ein Immobilienunternehmen durch die Wüste fährt. Ihr zufälliges Treffen am Zabriskie Point im Death Valley, einem Ort von surrealer und karger Schönheit, bildet das Herzstück des Films.
Was den Film besonders auszeichnet, ist Antonionis unverkennbare visuelle Sprache. Der italienische Meisterregisseur, bekannt für seine ästhetisch durchkomponierten und oft entfremdenden Bilder, nutzt die Weite der amerikanischen Wüstenlandschaft als Kontrapunkt zur urbanen Hektik und dem Konsumterror von Los Angeles. Die Kamerafahrten über die endlosen, sonnenverbrannten Landschaften sind von meditativer Langsamkeit und beschreiben die spirituelle Suche der Protagonisten ebenso wie ihre innere Leere.
Ein weiteres herausragendes Merkmal ist der bahnbrechende Soundtrack. Mit Beiträgen von Bands wie Pink Floyd, Grateful Dead und Kaleidoscope wird die Musik zu einem integralen Bestandteil der Erzählung und verstärkt die psychedelische und gesellschaftskritische Atmosphäre. Insbesondere die von Pink Floyd eigens für den Film komponierte Musik untermalt Schlüsselszenen und trägt maßgeblich zur hypnotischen Wirkung von „Zabriskie Point“ bei.
Der Film übt scharfe Kritik an der amerikanischen Konsumgesellschaft und dem Establishment. Antonioni prangert die Oberflächlichkeit und den Materialismus an, was in der berühmten Schlussszene gipfelt: In einer apokalyptischen Fantasie explodiert eine luxuriöse Wüstenvilla in Zeitlupe immer und immer wieder, während Konsumgüter durch die Luft wirbeln. Eine kraftvolle Metapher für die Zerstörung des kapitalistischen Traums.
Bei seiner Veröffentlichung war „Zabriskie Point“ ein kommerzieller Misserfolg und wurde von der Kritik überwiegend negativ aufgenommen. Dem Film wurden eine schwache Handlung und hölzerne Dialoge vorgeworfen. Über die Jahre hat er sich jedoch zu einem Kultklassiker entwickelt.
Seine Themen, die Rebellion gegen das System, die Suche nach Freiheit und die Entfremdung in der modernen Welt, sind auch heute noch von erstaunlicher Aktualität.