M dein Mörder sieht dich an (Fritz Lang)

später auch: M eine Stadt sucht einen Mörder
Darsteller: Peter Lorre, Ellen Widman, Inge Landgut
Regie: Fritz Lang
D 1931
Verleih: Nero Film

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Der Film „M – Dein Mörder sieht dich an“ (Originaltitel: „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“) von Fritz Lang aus dem Jahr 1931 ist nicht nur ein Meisterwerk des deutschen Kinos, sondern ein Meilenstein der gesamten Filmgeschichte. Er erfand den modernen Psychothriller, definierte den Tonfilm als Kunstform und zeichnete gleichzeitig ein zeitloses, beunruhigendes Porträt einer Gesellschaft am Rande des Abgrunds.

„M“ war Fritz Langs erster Tonfilm, und er nutzte die neue Technologie nicht einfach nur für Dialoge, sondern als zentrales künstlerisches Element. Das war für 1931 absolut wegweisend.

Der Mörder, Hans Beckert, wird durch eine Melodie identifiziert, die er pfeift (ein Ausschnitt aus „In der Halle des Bergkönigs“ von Edvard Grieg). Dieses Pfeifen wird zum akustischen Symbol des unsichtbaren Bösen. Der Ton macht den Mörder hörbar, bevor er sichtbar wird, was die Spannung immens steigert.

Lang setzte Geräusche und Stille meisterhaft ein, um die Psychologie der Figuren und die Atmosphäre der Stadt zu vermitteln. Er verzichtete weitgehend auf eine durchgehende Filmmusik und schuf stattdessen eine realistische, aber hochgradig stilisierte Klanglandschaft.

Peter Lorre liefert in der Rolle des Kindermörders Hans Beckert eine der legendärsten Darstellungen der Filmgeschichte. Beckert wird nicht als diabolisch-genialer Superschurke dargestellt, sondern als ein bemitleidenswerter, psychisch kranker Mensch, der von seinen inneren Dämonen gejagt wird. In der berühmten Szene vor dem „Gericht“ der Unterwelt bricht Beckert zusammen und schreit seine Verzweiflung heraus („Ich kann nicht dafür, kann nichts dafür!“). Dieser Monolog verleiht dem Monster ein menschliches Gesicht und zwingt das Publikum, über Schuld, Krankheit und freien Willen nachzudenken.

Der Film ist eine brillante Studie darüber, wie eine Gesellschaft unter dem Einfluss von Angst zerfällt. Lang zeigt, wie die Jagd auf den Mörder eine Welle von Paranoia, Denunziation und Misstrauen auslöst, bei der jeder jeden verdächtigt. Die Grenzen zwischen Bürgern, Polizei und Verbrechern verschwimmen in einer kollektiven Hysterie.

Ein genialer erzählerischer Kniff ist die Darstellung der parallelen Ermittlungen. Sowohl die Polizei als auch die organisierte Kriminalität (die durch die ständigen Razzien in ihren „Geschäften“ gestört wird) jagen den Mörder. Lang zeigt durch schnelle Schnitte zwischen den Konferenzen der Polizei und denen der Verbrecherbosse, wie sich ihre Methoden und ihre Sprache auf beunruhigende Weise anzugleichen beginnen. Beide Organisationen wollen die „Ordnung“ in der Stadt mit jeweils eigenen Mitteln wiederherstellen.

Obwohl als Kriminalfilm getarnt, ist „M“ ein scharfsinniger Kommentar zum Zustand Deutschlands am Vorabend der Machtergreifung der Nazis. Die machtlose Polizei, die sich das Heft des Handelns von einem organisierten Mob (der Unterwelt) aus der Hand nehmen lässt, und das Tribunal am Ende, das einer Lynchjustiz gleicht, werden oft als düstere Vorahnung auf den nahenden Zusammenbruch des Rechtsstaats und die Schauprozesse der Nationalsozialisten gesehen.

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