Z – Anatomie eines politischen Mordes

Originaltitel: Z
Darsteller: Yves Montand, Irene Papas, Jean-Louis Trintignant
Regie: Costa-Gavras
F 1969 / D 1969

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Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Vassilis Vassilikos und zeichnet den Mord an dem griechischen Oppositionspolitiker und Pazifisten Grigoris Lambrakis im Jahr 1963 nach. Lambrakis, ein charismatischer Arzt und Leichtathlet, wurde nach einer Friedenskundgebung in Thessaloniki von Rechtsextremisten, die auf einem dreirädrigen Lieferwagen fuhren, tödlich am Kopf verletzt. Die Polizei vor Ort griff nicht ein. Der offizielle Bericht sprach von einem tragischen Verkehrsunfall.

Ein junger, unbestechlicher Untersuchungsrichter, Christos Sartzetakis, übernahm den Fall. Entgegen dem Druck von oben deckte er akribisch auf, dass es sich um einen geplanten Mord handelte, in den hochrangige Polizei- und Militärbeamte verwickelt waren. Seine Ermittlungen führten zu einer nationalen Krise.

Die Bedeutung des Titels „Z“

Der einzelne Buchstabe „Z“ ist das Herzstück der politischen Botschaft. Nach der Ermordung von Lambrakis wurde das griechische Wort „Ζει“ (ausgesprochen „Zi“), was „Er lebt!“ bedeutet, zum Slogan der Protestbewegung. Demonstranten malten den Buchstaben „Z“ an Wände in ganz Griechenland, um zu signalisieren, dass man die Ideen und den Geist von Lambrakis nicht töten konnte. Der Film erklärt diese Bedeutung erst in seiner letzten Einstellung und entfaltet damit eine enorme emotionale Wucht.

Regisseur Costa-Gavras konnte den Film unmöglich in seiner Heimat Griechenland drehen. Denn 1967, zwei Jahre vor der Veröffentlichung des Films, hatte sich das Militär an die Macht geputscht und eine brutale Diktatur errichtet – das Obristenregime. Viele der Drahtzieher des realen Mordfalls saßen nun in der Regierung.

Algerien, das sich erst wenige Jahre zuvor von der französischen Kolonialherrschaft befreit hatte, bot sich als Drehort an. Die algerische Regierung unterstützte das Projekt und stellte sogar Soldaten als Statisten für die Massenszenen zur Verfügung. Die Straßen von Algier dienten als Kulisse für das griechische Thessaloniki.

Die beeindruckende Besetzung, allen voran die internationalen Stars Yves Montand und Jean-Louis Trintignant, war sich der politischen Brisanz des Films voll bewusst. Sie arbeiteten für eine deutlich geringere Gage als üblich, weil sie von der Wichtigkeit des Projekts überzeugt waren. Der Schauspieler Jacques Perrin, der den Fotojournalisten spielt, war zudem einer der Produzenten und trieb das Projekt maßgeblich voran.

Die eindringliche Filmmusik stammt von Mikis Theodorakis, einem der berühmtesten Komponisten Griechenlands und ebenfalls einem politischen Aktivisten. Zur Zeit der Filmproduktion stand Theodorakis in Griechenland unter Hausarrest und seine Musik war von der Junta verboten worden. Costa-Gavras musste seine Musik aus dem Land schmuggeln, um sie im Film verwenden zu können. Dies verlieh dem Soundtrack eine zusätzliche Ebene der Authentizität und des Widerstands.

Der Film endet mit einer erschütternden Texttafel, die auflistet, was das Militärregime alles verboten hatte – von Miniröcken und langen Haaren über die Beatles und moderne Mathematik bis hin zu Sophokles und Leo Tolstoi.

Die Realität lieferte jedoch eine noch unglaublichere Wendung: Der mutige Untersuchungsrichter des Lambrakis-Falls, Christos Sartzetakis, wurde von der Junta ebenfalls verhaftet und eingekerkert. Nach dem Ende der Diktatur wurde er rehabilitiert und stieg bis ins höchste Staatsamt auf: Von 1985 bis 1990 war er Staatspräsident von Griechenland.

„Z“ wurde so nicht nur zu einem Meilenstein des Politthrillers, sondern auch zu einem Symbol des künstlerischen Widerstands gegen Unterdrückung, das bis heute nichts von seiner Kraft verloren hat.

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