James Bond 007 – Liebesgrüße aus Moskau

Darsteller: Sean Connery, Robert Shaw, Lotte Lenya
Regie: Terence Young
GB 1963 / D 1964

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„Liebesgrüße aus Moskau“ (Originaltitel: From Russia with Love) aus dem Jahr 1963 wird von vielen Kritikern und Fans als einer der besten und einzigartigsten Filme der gesamten James-Bond-Reihe angesehen. Er unterscheidet sich in mehreren entscheidenden Punkten von den meisten anderen Filmen der Serie, die nach ihm kamen.

„Liebesgrüße aus Moskau“ ist im Kern ein ernsthafter, bodenständiger Spionage-Thriller im Stil des Kalten Krieges. Der Fokus liegt auf Intrigen, Gegenspionage, Spannung und einer komplexen Handlung. Spätere Filme, beginnend mit dem Nachfolger „Goldfinger“, etablierten die bis heute bekannte Bond-Formel: bombastische Action, überlebensgroße Bösewichte mit Plänen zur Weltherrschaft und viele Gags. In „Liebesgrüße aus Moskau“ geht es hingegen nicht um das Schicksal der Welt, sondern um das Stehlen einer Dechiffriermaschine und das Überleben des Agenten.

James Bond verlässt sich hier hauptsächlich auf seinen Verstand, seine Beobachtungsgabe und seine physischen Fähigkeiten. Die Gadgets sind auf ein Minimum reduziert und sehr praktisch angelegt. Das berühmteste ist der von Q ausgestattete Aktenkoffer, der ein zerlegbares Scharfschützengewehr, Goldmünzen und eine Tränengaspatrone enthält. Dies steht im starken Kontrast zu den oft fantastischen und realitätsfernen Gadgets wie unsichtbaren Autos oder Laser-Uhren in späteren Filmen.

Der Hauptgegenspieler für Bond ist nicht der Strippenzieher im Hintergrund, sondern der Killer Red Grant (gespielt von Robert Shaw). Grant wird als Bonds ebenbürtiges Spiegelbild dargestellt: intelligent, physisch überlegen und eiskalt. Er ist kein größenwahnsinniger Schurke, sondern ein professioneller Attentäter. Das führt zu einem der besten und brutalsten Zweikämpfe der Filmgeschichte: der klaustrophobische Kampf im engen Abteil des Orient-Express. Es ist ein persönliches Duell auf Augenhöhe, kein Kampf gegen eine anonyme Armee.

Tatiana Romanova (gespielt von Daniela Bianchi) ist kein bloßes „Anhängsel“. Sie ist eine sowjetische Agentin, die glaubt, für ihr Land zu arbeiten, aber von der Verbrecherorganisation PHANTOM (im Original SPECTRE) als unwissende Schachfigur benutzt wird, um Bond in eine Falle zu locken. Ihre unklare Loyalität und die Frage, ob sie Bond verraten wird, ist ein zentrales Spannungselement des Films, was sie zu einer komplexeren Figur macht als viele andere Bond-Girls.

Der Film nimmt sich Zeit, seine Geschichte und seine Charaktere zu entwickeln. Die erste Hälfte des Films ist geprägt von Observation, geheimen Treffen in Istanbul und dem langsamen Aufbau einer bedrohlichen Atmosphäre. Die Actionsequenzen sind gezielt und intensiv, aber der Film verlässt sich nicht auf ein Dauerfeuer an Explosionen. Der berühmte Titelsong wird beispielsweise erst im Abspann gesungen, was die ernsthaftere, weniger kommerzielle Ausrichtung unterstreicht.

„Liebesgrüße aus Moskau“ ist der Bond-Film, der am ehesten als klassischer Spionageroman auf der Leinwand funktioniert. Er etablierte zwar wichtige Elemente der Serie, legte aber den Fokus auf eine realistische Spannung und eine fesselnde Geschichte, bevor die Reihe den Weg zum Blockbuster-Actionkino einschlug.

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