Und dennoch leben sie (Sophia Loren)

Originaltitel: La ciociara
Internationaler Titel: Two Women
Darsteller: Sophia Loren, Jean-Paul Belmondo, Raf Vallone
Regie: Vittorio De Sica
It 1960 / D 1961

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Der Film „Und dennoch leben sie“, im italienischen Original „La ciociara“, aus dem Jahr 1960 ist weit mehr als nur ein Kriegsdrama. Unter der Regie von Vittorio De Sica entstand ein erschütterndes Meisterwerk, das nicht nur Sophia Loren einen Oscar einbrachte, sondern auch filmhistorisch und gesellschaftlich bedeutende Spuren hinterließ.

„Und dennoch leben sie“ basiert auf dem gleichnamigen Roman des italienischen Schriftstellers Alberto Moravia, der darin teilweise seine eigenen Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs verarbeitete. Der Film erzählt die Geschichte der verwitweten Römerin Cesira, die mit ihrer tiefreligiösen, jugendlichen Tochter Rosetta vor den alliierten Bombenangriffen aus der Hauptstadt in ihr ländliches Heimatdorf in den Bergen der Ciociaria flieht. Doch die erhoffte Sicherheit erweist sich als trügerisch, und Mutter und Tochter werden auf brutale Weise mit den Grausamkeiten des Krieges konfrontiert.

Eine der bemerkenswertesten Hintergrundgeschichten des Films ist zweifellos der Oscar-Gewinn für Sophia Loren als beste Hauptdarstellerin. Es war das erste Mal in der Geschichte der Academy Awards, dass diese Auszeichnung an eine Schauspielerin für eine nicht-englischsprachige Rolle verliehen wurde. Dieser Sieg war ein bedeutender Wendepunkt in Lorens Karriere, die bis dahin international vor allem als glamouröses Sexsymbol wahrgenommen wurde. Mit der ungeschminkten und aufopferungsvollen Darstellung der Cesira bewies sie eindrucksvoll ihre dramatische schauspielerische Bandbreite und etablierte sich als ernstzunehmende Charakterdarstellerin.

Ursprünglich war die Rolle der Mutter für Anna Magnani vorgesehen, während Loren die Tochter spielen sollte. Doch Magnani lehnte ab und schlug vor, die Rollen zu tauschen, da sie sich zu alt für die Rolle der Cesira fühlte. Loren, die sich stark mit der Rolle der willensstarken Mutter identifizierte, ergriff die Gelegenheit und lieferte die Leistung ihres Lebens.

An der Seite von Sophia Loren ist der französische Schauspieler Jean-Paul Belmondo in der Rolle des idealistischen Intellektuellen Michele zu sehen. Seine Besetzung war nicht nur eine künstlerische Entscheidung, sondern auch eine finanzielle Notwendigkeit. Um die Produktion des Films zu sichern, waren französische Investorengelder erforderlich. Eine Bedingung dafür war die Beteiligung eines französischen Stars. Belmondo, der kurz zuvor mit Jean-Luc Godards „Außer Atem“ seinen Durchbruch gefeiert hatte, war die perfekte Wahl und brachte internationale Starpower in das Projekt ein. Seine Stimme wurde für die italienische Fassung synchronisiert.

Der Film scheut sich nicht, die brutale Realität des Krieges darzustellen. Ein zentrales und schockierendes Ereignis im Film ist die Vergewaltigung von Cesira und Rosetta durch marokkanische Kolonialsoldaten der französischen Armee. Dieses Ereignis basiert auf den historischen „Marocchinate“, Massenvergewaltigungen, die nach der Schlacht von Monte Cassino im Jahr 1944 von Teilen der alliierten Truppen an der italienischen Zivilbevölkerung begangen wurden. Die schonungslose Darstellung dieses Kriegsverbrechens war für die damalige Zeit außergewöhnlich und trug zur intensiven und aufrüttelnden Wirkung des Films bei.

Regisseur Vittorio De Sica, einer der wichtigsten Vertreter des italienischen Neorealismus, legte großen Wert auf Authentizität. Gedreht wurde daher zu großen Teilen an den Originalschauplätzen in der italienischen Region Latium, in der auch die Ciociaria liegt. Diese Entscheidung verleiht dem Film eine dokumentarische Unmittelbarkeit und verstärkt das Gefühl der Realitätsnähe.

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