… und vor Lust zu sterben (Blood & Roses)

Originaltitel: Et mourir de plaisir
Darsteller: Mel Ferrer, Elsa Martinelli, Annette Stroyberg (Annette Vadim)
Regie: Roger Vadim
F/It 1960 / D 1961

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Der Film „Blood and Roses“ basiert auf der berühmten Schauer-Novelle Carmilla (1872) von Sheridan Le Fanu, die als einer der Urtexte der Vampirliteratur gilt – sie entstand sogar 26 Jahre vor Bram Stokers Dracula . Vadims Film ist jedoch eine sehr freie Adaption.

Vadim verlegte die Handlung aus dem 19. Jahrhundert in der Steiermark in die italienische Gegenwart (um 1960). Der größte Unterschied liegt in der Mehrdeutigkeit. Während Carmilla in der Novelle eindeutig ein übernatürlicher Vampir ist, lässt der Film geschickt offen, ob die Hauptfigur Carmilla (Annette Vadim) tatsächlich vom Geist ihrer Vorfahrin Millarka besessen ist oder ob sie aus Eifersucht und psychischer Instabilität handelt und sich ihre Taten nur einbildet. Im Film wird das Grab der Vampir-Ahnin durch die Explosion einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg freigelegt, ein Detail, das in der Vorlage natürlich fehlt.

Die Rolle der Carmilla wurde von Annette Vadim (geborene Stroyberg) gespielt, der damaligen Ehefrau des Regisseurs Roger Vadim. Sie heirateten 1958, der Film kam 1960 heraus. Die Scheidung folgte 1961.

Der Film gilt bis heute als einer der visuell opulentesten und schönsten Vampirfilme aller Zeiten. Dies ist vor allem der meisterhaften Kameraarbeit von Claude Renoir (Neffe des berühmten Regisseurs Jean Renoir) zu danken.

Eine der berühmtesten und künstlerisch ambitioniertesten Szenen des Films ist eine surreale Traumsequenz. Diese wurden in einem speziellen Verfahren gedreht, bei dem der Film fast komplett schwarz-weiß ist, jedoch einzelne Elemente (wie Blut) in leuchtendem Rot hervorstechen. Diese Sequenz war ihrer Zeit weit voraus und wurde in vielen internationalen Versionen, insbesondere in den USA, stark gekürzt oder komplett entfernt.

Die Vorlage Carmilla ist bekannt für ihre deutlich lesbischen Untertöne. Vadims Film greift dies auf, insbesondere in der Beziehung zwischen Carmilla (Annette Vadim) und ihrer Rivalin Georgia (Elsa Martinelli). Für die damalige Zeit war dies gewagt. Die amerikanische Verleihfassung (Blood and Roses) wurde stark zensiert, um diese Andeutungen abzuschwächen.

Obwohl die Hammer-Film-Produktion ihren eigenen Carmilla -Film („Gruft der Vampire“) erst 1970 drehte, gilt Vadims Werk als stilistischer Vorläufer und wichtiger Einfluss auf das Genre des „Lesbian Vampire“-Films. Er legte mehr Wert auf Erotik, Atmosphäre und psychologischen Horror als auf explizite Schockmomente.

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